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Steck’s dir rein, du Sau!

Posted in ERTAPPT! with tags , , , , , , on 1. Juli 2009 by MalianMe

Studentenjob Hobbyhure? Gibt’s schon lange. Machen aber nur wenige. Viel einfacher: Webcamsex. Für Geld. Gar nicht mehr so schwer vorstellbar in Zeiten des Web 2.0.

Man meint, diese schmutzigen Internet-Werbebildchen ganz rechts außen, die mit dicken Titten locken, seien nichts weiter als Werbung für den nächsten Gummispielzeug-Online Store, eine Rein-Raus-Videoplattform oder einen Dating-Chat in dem es sowieso keine echte Freundin zu holen gibt, einem aber trotzdem ganz schnell das Geld aus der Tasche gemopst wird. Aber weit gefehlt. Das sind so richtig echte Menschen wie du und ich, die nach getaner Arbeit das Kind in’s Bett bringen, noch eine Fuhre Wäsche ansetzen und sich dann vor der Webcam nackig machen und an sich rumspielen. Nicht nur Frauen. Und dafür gibt’s auch ’nen Haufen Kohle, wenn man RP glauben kann — der macht das nämlich.

Schön, wieviele Dinge man von Menschen erfahren kann, wenn man sie nur trinken lässt. Anders hätte ich von RP sicher auch nie von seinem Nebenverdienst erfahren. Denn wenn Menschen sich in finaziell misslichen Lagen befinden, schaltet sich schnell die „Plan B“-Ecke im Hirn an und rattert schneller als jeder Supercomputer. Das anfängliche Vorheulen seiner finaziellen Problemzonen wurde deshalb rasch von den Plänen zum schnellen Reichtum des kleinen Mannes abgelöst. Wenn man Glück hat, findet man immer etwas, das sich auf eBay versteigern lässt – Fernseher, Tangas, Freundin. Aber das lohnt nicht, meint er. Ich verkneine mir die Frage, ob er seine Freundin überhaupt jenseits der 10-Euro-Marke schätzt – die läuft nämlich gerade zum Klo vorbei. „Nimm‘ dir doch einen Kredit“ sage ich und bekomme eine abwinkende Geste zurück. RP bezahlt bereits die nächsten 10-20 Jahre einen ab. Mir gehen die etisch vertretbaren Ideen aus, merke aber, dass er mich entschlossen anschaut. „Ich prostituiere mich“ erwarte ich als Antwort und bekomme ein „Webcamsex boomt grad voll“ stattdessen.

stecksdirrein

„Sich einen Wedeln vor der Kamera“ stosse ich etwas zu laut hervor – seine Freundin kommt gerade vom Klo zurück und zieht einen Bogen. Ich merke, dass er es ernst meint und frage ihn, ob er darüber wirklich nachdenkt. Ist ja nicht so abwegig, kennt man aber eigentlich nur von barbusigen Blondinen, die dem Internetnutzer gern mit einer Gurke in der Hand zuwinken. Um anderen Hausgästen nicht den Weg zum Klo zu vermiesen, beugt er sich zu mir rüber. „Ich hab‘ das schon mal gemacht. Das ist eigentlich gar nicht so schlimm. Du machst das einfach wie sonst auch. Nur halt mit ’ner Webcam und ner ordentlichen Lampe“ sagt er leise. Mein Gesicht entgleist in alle möglichen Ausdrücke, bleibt aber bei „vollem Verständnis“ stehen. Warum nicht. Er hat keine Hemmungen, ist zu Hause und wird nicht irgendwo auf einem fremden Rücksitz von notgeilen Speed-Workoholics angegrabscht. Sicher könnte er auch als Gigolo durchgehen, müsste sich aber vor seiner Freundin wegen schwindender Fleischeslust rechtfertigen. Will Mann ja nicht. „Und so ist das auch kein Fremdgehen“ redet er sich ein.

„Na dann mach das doch“, schlage ich vor – „Hast ja nichts zu verlieren. Deine Freundin wohnt nicht bei dir, du bist früh genug von der Arbeit zurück und eh du’s dir auf einen Porno machst, schalt‘ einfach die Webcam an“. Man muss kein Tarotkartenleger sein um zu sehen, dass bei RP ein Denkprozess zu rattern anfängt. Er meint, man würde um die 1,50 Netto pro Minute verdienen. Ich rechne hoch und bin erstaunt. Wenn einem pro Tag 60 Minuten dabei zugeguckt würde, wie man  es sich macht, sind das schon über 1000 Euro in 14 Tagen. Warum noch arbeiten?

mtfbwy — gosse guy

Pipi-Guide Berlin #3 — Esmarchstraße, Prenzlberg

Posted in Pipi-Guide Berlin with tags , , , , , , , , on 14. Juni 2009 by MalianMe

Pee-Spot: EsmarchstraßeAfterparty

Tatort / -Zeit:

Direkt am Straßenrand, Esmarchstraße 24 — 14. Juni, 01.12 Uhr

Details:

Bedingt bis gar nicht geeignet für Frauen.

Ursache:

insgesamt 10xPils  | 2x Hefe-Weizen | Vorwand, um Privatparty zu verlassen

Mögliche Zeugen:

Im Grunde niemand, da im Bötzowviertel bereits gegen 22 Uhr sämtliche Bürgersteige hochgeklappt werden.

Ein Pee-Spot, der es kaum wert ist, als solcher bezeichnet zu werden. Hier möchten wir lieber von einer Pee-Area reden. Das Bötzowviertel kommt selbst Berlin-Zuwanderern vor wie ein dunkler Fleck auf der Stadtkarte, ein Niemandsland ohne Nachtleben.

Für das vergnügliche Erleichtern ist dieses Areal ideal für alle schüchternen Pee-Spot-Nutzer – ein Mekka, wenn man so will. Es sollte nicht wundern, wenn in Zukunft ganze Scharen an diesen Ort pilgern. Welch wundersame Riten daraus entstehen sollten, möchten wir uns an dieser Stelle allerdings nicht vorstellen müssen.

pee-spot-esmarch_map


mtfbwy — gosse guy

Pipi-Guide Berlin #2 — Mehringdamm

Posted in Pipi-Guide Berlin with tags , , , , , , , , , , on 11. Juni 2009 by MalianMe

Pee-Spot

Pee-Spot

Frauen & Autos

Tatort:

Hinterhof am Mehringdamm, der von vielen als Abkürzung benutzt wird

Ursache:

Wichtigstes Indiz – 1x Frauenblase  | 4x 6er Becks Normal | zu viele Shots | 7x Gin Tonic | etc.

Mögliche Zeugen:

diverse Schweden | unzählige KdK-Beteiligte | gleichgesinnte Damen | die Partybegleiter

Dieser Pee-Spot wurde uns wärmstens während des „Karneval der Kulturen“ empfohlen. Er eignet sich hervorragend für die trinkfesten Damen dieser Stadt. Es handelt sich hierbei um einen Hinterhof am Mehringdamm. Die blasengeplagte Lady folgt einfach dem langen dunklen Weg. Spähend nach der besten und vor allem geheimsten Stelle zum Damenwasserlassen, passierst du links die Garagenplätze. Auf der anderen Wegseite befinden sich dutzend geschrotteter Autos. Das ist der ideale „Fleck“ zum pissen, denn der Sichtschutz durch die Motorhauben, Fensterscheiben und übereinander gestapelten Autos ist einwandfrei. Einfach mal ins Metal krabbeln und keine Sorge wegen Rostflecken. Die gehen raus.

Pee-Spot

Pee-Spot

ttyialw gosse guys


Spontane Selbstprostitution?

Posted in gosse guys with tags , , on 31. Mai 2009 by MalianMe

Liebes STADTKIND, wir haben Dir nicht einmal Süßigkeiten versprochen und trotzdem spielst du mit uns. So schnell ist man also in aller Munde ohne etwas dafür zu tun. Wir haben’s nicht erwartet – aber spielen da mal mit.

Stadtkind

Liebe Grüße großes S. im dicken B.,

dein Doppel-G.

mtfbwy — gosse guy

Pipi-Guide Berlin #1 — Mittemauer

Posted in Pipi-Guide Berlin with tags , , , , , , on 27. Mai 2009 by MalianMe

Vor ziemlich genau einem Monat haben wir unsere erste Warnung ausgesprochen. Jetzt kommt die zweite – denn wir packen noch eine Schippe drauf und machen einen qualmenden Aufguss mit einer großen Kelle Peinlichkeiten und einem Schuss Intrigen. Jetzt entscheidet jeder selbst, wie lang er oder sie es in dieser brodelnden Sauna noch aushält. Wer zieht zuerst blank? Wir werden sehen…

Mit dem heutigen Tag weihen wir feierlich eine neue Kategorie ein — die neue Kuriositätensammlung, wenn man so will. Ein Service von uns für Dich. Eine kleine Dienstleistung, die Dich absolut nichts kostet — außer vielleicht deine Würde.

Der Pipi-Guide Berlin ist weder szeniges Magazin noch ist er Touristenführer zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Vielmehr ist er Geheimtipp für Deine kleinen Indisgressionen. Mehr für Jungs als für Mädchen, aber nicht allein. Es ist nur natürlich, nach dem ein oder anderen Getränk automatisch nach schnellen Lösungen zu suchen. Je nachdem, wo man sich hierbei gerade befindet, schöpft man aus ungeahntem Erfindungsreichtum. Verboten? Aber sicher — Menschlich? Na klar!

Wo man es im Großstadtdschungel „unbemerkt“ verrichten kann und wo man es lieber lassen sollte – das kleine Geschäft – werden wir hier nach und nach zusammentragen.

Teil 1 — Mittemauer

pe-Spot No copy

Tatort:

Schendelgasse | Max-Beer-Straße, Berlin Mitte

Ursache:

anteilig beteiligt an 2x 6er Becks | Wodka-Martini | Wodka-Redbull

Mögliche Zeugen:

Rentner aus Plattenbau hinter dem Pee-Spot | Mitte-Yuppies im szenigen Plattenbau links vom Pee-Spot | Obdachlose in den angrenzenden Gebüschen

Dieser Pee-Spot ist ideal für das schnelle Erleichtern, wenn man(n) auch keine 3m mehr schafft. Er ist zentral gelegen, in szeniger Umgebung [die Alte Schönhauser ist fußnah und der Hackesche Markt nur einige Meter entfernt] aber doch abgeschirmt durch die in der Dunkelheit liegenden Gebüsche ringsrum. Der große Schniepel wird durch eine hüfthohe Mauer ordnungsgemäß verdeckt, sodass auch niemand auf falsche Gedanken kommt.

mtfbwy – ttyialw — gosse guys

Christi Pimmelfahrt – Sitten und Unsitten der Männlichkeit

Posted in ERLEBT! with tags , , , , , , on 22. Mai 2009 by MalianMe

Mann sein ist nicht immer einfach – vor allem dann nicht, wenn der eigens für unser Geschlecht geschnitzte Feiertag (Danke, Jesus) korrekter Planung und Kalkül bedarf. Einen Tag vorher genügend Bier kaufen, das Rad auf Vordermann bringen und das richtige Rudel wählen. Dann kann’s auch schon losgehen mit der geplanten Planlosigkeit.

Das erste Bier gibt’s zum Frühstück, der Rest kommt in den Rucksack. Wer einen Fahrradkorb oder sogar einen Anhänger hat, ist klar im Vorteil. Modisch bewandert muss man auch nicht sein – Frauen werden nämlich entweder zu Hause eingesperrt oder auf Tagesausflüge geschickt. Dieses Jahr musste Mann da auch nicht groß einfallsreich sein, denn das hat die Heidi für uns übernommen.

Also, Frühschoppen gekippt, Rad poliert, Flieder dran, Rucksack umgeschnallt – schon ist es 11 Uhr und die Männerrunde komplett. Anführer ist der, der schon die meisten Promille hat – der hat auch die besten Ideen. Man muss nur schnell noch das Hirn ausschalten (Für Männer einfach, ein weiteres Bier hilft auch) und dann geht’s los zum See. Sind zwar nur 2 Kilometer, dauert aber auch 2 Stunden denn Pause muss sein. So ’ne Nullfünfer-Jolle ist ja schnell leer und Fahrradfahren macht durstig. Unterwegs klingelts von überall und irgendwer kennt immer den beschissensten Partysong.

Verrückt, wieviele (männliche) Jugendliche ein so kleines Dorf wie Falkensee hat. Da noch ein freies Plätzchen am See zu finden ist aber gar nicht so schwer. Viele haben es einfach nicht gefunden oder sind in der erst besten Kneipe schon versackt. Der Platz an der Sonne ist also unser! Fahrrad in’s Gras, Fußball raus – erst mal noch ’ne Mische – und los geht’s… mit irgendwas. Eigentlich ist das Fußballspielen, Frisbeewerfen und Musikhören ja nur zum ausschmücken da. Sonst gäb’s ja nichts zu erzählen. Wer jetzt noch klar im Kopf ist, hat was falsch gemacht — es ist 13 Uhr.

Falkenhagenersee

Wetter ist dieses Jahr nicht so bombe, trotzdem hällt das manchen nicht davon ab, blank zu ziehen und den Ball aus dem Teich zu holen – Temperaturempfinden ist eh im Arsch. Es fängt an zu nieseln und die ersten sind schon wieder in Aufbruchstimmung. Es zieht sich vollkommen zu und der Großteil der Gruppe folgt wieder dem ungewählten Anführer mit den meisten geleerten Flaschen. CK und ich lassen uns aber nicht hinreißen bei strömendem Regen in’s 7 Kilometer entfernte Schönwalde zum Strandbad zu radeln. Unter dem nächsten Baum merkt man kaum was vom Niederschlag und während CK aus Ästchen und so Zeug was da halt so rumliegt ein Feuer zusammenkokelt, sind alle anderen schon weg. Es donnert, das nächste Bier geht auf — 14 Uhr.

So hab‘ ich mir meinen freien Tag nicht vorgestellt. Eine Stunde schon unter’m Baum und der Handyakku vom Musik hören fast alle. Die letzte Hopfenbrause ist angebrochen und wir werden ungeduldig. Seit einer halben Stunde muss ich mir schon anhören „Da wird’s schon heller. 10 Minuten noch!“ Das beruhigt mich nicht. Ich will los. Scheiß auf den Regen, wird doch eh nicht weniger. CK ruft die andere Gruppe an. SN geht ran. Er und drei andere sind nicht weiter als 200 Meter in die Strandbar am Falkenhagener gekommen. Jetzt ist auch egal. Die Zweiundert Meter fahren wir ohne Rücksicht auf Verluste. Klatschnass zwar, aber wieder vereint. Das ist wichtig, denn hier hat man noch Alkohol – also Prost. Ein Mädel ist auch da, aber das zählt nicht – die ist zäh und versteht Fäkalhumor. Eine Pappschachtel mit Kurzen kommt zum Vorschein und mir wird wieder warm. Jetzt lockert auch der Himmel auf, es tröpfelt nur noch und das nächste Ziel wird angepeilt: Das SchrÄÄg – DIE Dorfkneipe in Falkensee. Zwei Stunden unter’m Baum gestanden — 17 Uhr.

Das SchrÄÄg ist voll. Hier ist die letzte Zuflucht. Alles was noch seine Motorik unter Kontrolle hat, findet sich hier zusammen. 40 Prozent Väter, 40 Prozent minderjährig und 40 Prozent in ’ner Plastikflasche – riecht undefinierbar, schmeckt aber gut, rein damit. Als nächstes dann aber mal einen Gang runter. Also ab jetzt nur noch Hefeweizen aus Plastetulpen. Versacken macht nostalgisch. Das SchrÄÄg habe ich schon Jahre nicht mehr gesehen, davor aber um so regelmÄÄßiger. Die Stadt – unser Revier – wird jetzt von einer anderen Generation beherrscht. Machen kann man nichts dagegen – nur in Erinnerungen schwelgen und plötzlich bemerke ich die Typen neben mir, mit denen ich vor zehn Jahren zehn Monate lang die Schulbank gedrückt habe. Auf meinen Hinweis gibt es erstmal zweifelnde Blicke und kurz danach ein fröhliches Erinnern. MN erzählt Dinge, die ich längst vergessen habe, als wären sie gestern passiert. Gegenüber sitzt eine stämmige Transe, ich hole die nächste Runde — es ist 19 Uhr.

Irgendwie werden die Gespräche langsam lustlos und verlieren verbalen Zusammenhang. Um uns herum grölen die Dorfprolls und wir beschließen langsam den Aufbruch. Vorher hat’s aber noch ein abschließendes Weizen verdient, dass ich jetzt schon allein vom Becherpfand bezahlen kann.

Später, in Berlin, ist auch noch alles auf den Socken. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich einer der Idioten bin, die sich keinen Brückentag leisten können. 23 Uhr bin ich zu Hause und werfe mir vorsorglich Aspirin ein, denn mein Wecker wirft mich in sieben Stunden schon wieder aus dem Bett und ich habe einen völlig unsinnigen 14-Stunden-Arbeitstag vor mir. Aber immerhin kann ich behaupten, mal wieder einen Bilderbuch-Vatertag erlebt zu haben. Denn wie Wikipedia schon sagt: „Kernelement war dabei die Einweihung der Jüngeren in die Sitten und Unsitten von „Männlichkeit“



mtfbwy — gosse guy

Sonntag, Montag und alles dazwischen

Posted in Kennt man doch. with tags , , , on 14. Mai 2009 by MalianMe

Man kann sich ja vieles schön reden — Das Wetter, Filme, Musik, Imbisbudenfraß. Aber wenn sich das Wochenende nach zwei durchzechten Partytagen dem Ende zuneigt, ist das eher, wie einen guten Freund zu verlieren. Man versucht krampfhaft, die letzten Stunden zu genießen, die man noch zusammen hat. Man klammert sich an noch taufrischen Erinnerungen fest, die spätestens am Montagabend schon von Arbeitsstress, Unmut und schlechter Laune mit schlackig grauer Farbe überschmiert werden. Wie ein kleiner Tod – jedes Mal wieder, wenn eine neue Woche anbricht. Zweiundfünfzig mal stirbt man diesen im Jahr und durchschnittlich 4420 mal, bevor man endgültig den hölzernen Löffel abgibt. Und das alles nur, um in seinem jungen Leben so schnell wie möglich so viel wie möglich zu erreichen — Karriere, Geld, Familie womöglich.

Man steht im Leben. Kann sagen, unabhängig zu sein. Aber ist man das auch? Man nimmt doch was man kriegen kann. Einen beschissenen Job zum Beispiel, um Geld zu verdienen, dass für ein aufstrebendes junges Leben hinten und vorn nicht reicht. Sind wir zu verwöhnt? Haben wir uns zu sehr blenden lassen von einem idealen Lifestyle? Oder vergraulen lassen von zuvielen Berichten über Hartz IV-Empfänger in Marzahner Plattenbauten? Oder ist das gar normal und wir wissen nur nicht, wie man’s richtig macht.

Wieso muss man wieder abgeben, was man in der frühen Jugend schon hatte? Viel Zeit für wöchentliche Gartenparties mit Freunden, die man heute nur noch auf Facebook kennt. Keine lange Weile außer im Physikunterricht. Obwohl man sich auch da mit etlichen anderen spaßigeren Sachen beschäftigt hat. Jeden Tag ab 14 Uhr schluss, dann raus, Freunde Treffen, Unsinn machen, Spaß haben.

Dann das Abi. Endlich geschafft, endlich raus, endlich selbstständig, endlich auf eigenen Beinen stehen. Großartiger Gedanke für ein Landei wie mich. Endlich in die Stadt zurück in der ich geboren wurde. Endlich wieder Leben um mich herrum und Möglichkeiten wie Sand am Brieselanger See. Menschen, Parties, Frauen und Nächte, die nicht um 1 zu ende sind. Und jetzt? Plattenbauwohnung, Scheißjob, kaum Geld, wenig Weibergeschichten und lang keine wöchentlichen Parties mehr. Werde ich alt? Oder langweilig? Jetzt schon?

Krampfhaft hängt man an jeder lustigen Erinnerung, die man noch abgreifen kann. Viele gibt’s, aber seltener werden sie. Man redet sich ein, dass alles besser wird. Man muss nur zusehen, dass man dem Trott entflieht. Endlich wieder frei ist. Das machen kann, was man lang nichtmehr gemacht hat mit den besten Freunden: Ausflüge, Abenteuer, Affären – so ganz sorglos. Wie damals halt. Das schaffen andere doch auch. Einfach mal ein Jahr nach Australien Kängurus kastrieren. und Koalas jagen. Dann nach England. Mal gucken was da so geht. Sowas kann man doch mal seinen Enkeln erzählen wenn man sich mal niederlässt.

Aber nicht, solang das Leben falschrum läuft. Liegt DER Sinn wirklich darin, seine Jugend mit schlecht bezahlter Arbeit zu vergeuden um mit 67 dann erst die Freizeit erleben zu können, die man so lang vermisst hat? Kann man dann noch guten Gemütes mit einem Lächeln auf sein Leben zurückblicken und sagen, man hätte Großes bewegt? Als Angestellter unter Millionen? Ist das wichtig? Ist das Ego befriedigt? Sollte man nicht eher nach vorne blicken auf all die Freiheiten, die man noch genießen kann bevor man regungslos im Heim dahinsiecht? Will man dann nicht mit einer inneren Zufriedenheit dahinscheiden, das Beste aus seinem Leben gemacht zu haben – für sich selbst?

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Ein Mädchen mit Palme fährt an einem Sonntagabend U-Bahn. Sie blickt für den Bruchteil einer Sekunde in die Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit. In ihrem Gesicht lese ich Romane über Sehnsucht. Ich schwelge selbst für kurze Zeit. Bis sich das Gehirn wieder abschaltet. In meinem Kopf ist sie plötzlich — wie auch sonst — einfach nur wieder nackt.


Blumen Mädchen


live long and prosper – gosse guy

Der Sommertag klatscht ab, das Nachtleben übernimmt

Posted in Nachtschwärmer with tags , , , on 2. Mai 2009 by MalianMe

Das lange Wochenende geht weiter. Während ich hier meine Eindrücke des Tages Revue passieren lasse, läuft Paul van Dyk laut, laut, LAUT im Hintergrund und ein kaltes Bier schmückt meine linke Hand. So soll es sein, so kann es bleiben. Die laue Abendluft benebelt mich und ich weiß: Das wird ein unvergesslicher Sommer. In keiner anderen Jahreszeit kommen mir 24 Stunden so kurz vor. Tagsüber muss ich früh genug draußen sein, um ja nichts von dem Wetter, dieser aufblühenden Stadt und deren abermillionen Einwohnern zu verpassen. Alle sind sie plötzlich draußen und man merkt, dass Berlin eben doch nicht so groß ist wie man meint. Gehwege sind zu eng, Läden und Cafés platzen aus allen Nähten und die Öffentlichen sind zu stickig. Wenn man da einen Platz findet, muss man die Zeit nutzen.


ubahn-berlin


Fünf Stunden in der Sonne unterwegs – das schlaucht. Aber der Tag ist nicht vorbei. Schatten verdrängt Sonne, es wird kühl aber die Wohnungen bleiben leer. Wer eben noch mit seinem Vierjährigen im Spiderman-Kostüm vom Spielplatz kam, überlegt jetzt, wo das Gör abgestellt werden kann. Der Sommertag klatscht ab, das Nachtleben übernimmt.

Jetzt bloß nicht abbauen, nicht müde werden, den heißen Tag nicht aufs Gemüt schlagen lassen. Zwei Stunden schlafen, das muss reichen. Schließlich ist Feierei eine Extremsportart – Die einzige wo Doping erlaubt ist. Vorglühen – aber bloß nicht zu wenig. Anziehen – aber bloß nicht zu viel.

Die schnarrenden Regenrinnen vorm Club, das zappelnde Lichtspiel in einem Menschenkäfig. Die Eindrücke schießen dich in eine andere Welt. Da bist du gern, denn da warst du schon oft. Da willst du wieder hin — vielleicht schon morgen.

mtfbwy — gosse guy

Heut‘ keine Zungenküsse mehr.

Posted in Nachtschwärmer with tags , , , on 2. Mai 2009 by MalianMe

Ich hasse Peter Fox. Ok, die Mucke ist in Ordnung – aber die Texte, naja. Aber jetzt muss ich mich trotzdem mal dem Zitat bedienen „und während ich durch die Straßen lauf wird langsam Schwarz zu Blau“. So sehen durchzächte Nächte aus. Das haben wir früher jedes Wochenende gemacht. Jetzt bin ich knappe 24 Stunden schon ein viertel Jahrhundert alt (Ich hasse auch diese übertriebenen Altersangaben – ich bin 25), komme vom Feiern im Herzen Berlins und auf Augenhöhe des Fernsehturms zurück und in meinem Mund schmeckt es nach abgestandenem Becks und Asche. Gut, dass ich heut keine Zungenküsse mehr verteile.

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Berlin um 4 Uhr morgens hat etwas groteskes. Der Asphalt kühlt sich noch vom heißen Tag ab, aber so richtig zur Ruhe kommt hier keiner. Eine menschenleere Unruhe zieht mit uns um die Häuser vom Alexanderplatz über den Hackeschen Markt bis zur Torstraße. Taxen achten nicht mehr so genau auf Ampeln, betrunkene Tourimädels zeigen sich gegenseitig ihre Möpse und Nutten schländern von einer Laterne zur nächsten.

Pöbelnde Prolls – uns egal – KR und ich wähnen uns im Schutz des Alkoholpegels. Was solls, das ist Berlin, da passiert schon nichts.

Es gibt Menschen denen man viel erzählen kann, viel wichtiger sind aber Menschen, denen man alles erzählen kann. Davon gibts es in meinem Leben glücklicherweise den einen oder anderen – den einen ganz besonders. Das ist auch gut so, denn irgendwie braucht man ja doch immer mal jemanden der einem ’nen Arschtritt verpasst.

mtfbwy — gosse guy